Acts 7

Text: Apostelgeschichte 7,1-53 Stephanus verantwortet sich gegen die über ihn ausgebrachte Anklage, und richtet es so ein, daß nicht nur seine Unschuld erkannt, sondern, woran noch mehr gelegen war, das Göttliche in der ganzen Haushaltung GOttes mit seinem Volk ihnen in das Licht gestellt, und gegen ihren Unglauben und Aberglauben gerettet wurde. Man darf nicht denken, als ob Stephanus sich hinter diese Weitläufigkeit habe verstecken, und die gerade Antwort auf die ihm gemachten Beschuldigungen damit vermeiden wollen. Seine Art des Vortrags war recht aus dem Geist der Schriften, die nicht nur so ein paar Sätze wie auf Lehrtafeln hingibt, sondern die gern einen vollständigen Anblick von den Fügungen GOttes gewährt. Etwas aus der Schrift beweisen heißt deswegen nicht einen oder den anderen Spruch für seine Meinung anziehen können, sondern den ganzen in der Schrift bezeugten Sinn GOttes zusammen nehmen, und daraus die Wahrheit dartun, wie sie immer gegen den Unglauben und Aberglauben zu streiten gehabt hat, und gegen beiden auch bestanden ist. Dadurch wird man nicht auf abgerissene Erkenntnisse geführt, wobei es uns ungewiß wäre, ob die Sache mehr nach menschlichem oder göttlichem Sinn geschätzt würde; sondern da steht man unter GOttes Zügen auf seinen von der Welt her gehaltenen Wegen. Hinter dem Begehren, daß man heutiges Tages Alles fein kurz und deutlich sagen soll, steckt oft viel Trägheit zum Glauben. Man begehrt die Sache nicht mit dem Herzen zu fassen, man sucht vielmehr zu verhüten, daß man nicht viel am Herzen angegriffen werde. Darum will man es so kurz und deutlich haben, damit man Alles in der Schnelle übersehen könne. So fremd also die schriftmäßige Art dem eigenwilligen und von der Wahrheit abgeneigten Herzen ist, so lieb wird sie einem Herzen, das anfängt Lust zur Wahrheit zu gewinnen, und das merkt, wie treulich GOtt mit uns handelt, daß Er uns Einerlei durch so vielfältige Eindrücke im Herzen befestigt. So ist jetzt an Stephani Rede das nötige Einerlei, ihren jetzigen Unverstand und Unglauben gegen die Sache GOttes im Evangelio JEsu Christi zu beschämen: Da nimmt er aber die mannigfaltigen, ihm zu seinem Vorhaben tauglichen Eindrücke aus den gesamten vorigen Wegen der Wahrheit GOttes unter diesem Volk. Das Ablehnen ihrer Beschuldigungen bleibt um deswillen nicht zurück. Ihre Anklage betraf Lästerreden wider GOtt, wider Moses, wider das Gesetz, wider diese Stätte. Die Hauptsache in der Verantwortung war, GOttes Herrlichkeit zu bekennen (V.2) , Mosis göttlichen Beruf zu bezeugen (V.34) , das Ansehen des Gesetzes zu erkennen (V. 8, 38, 44) und von des Tempels und dieser Stätte Heiligkeit würdiglich zu reden (V. 7, 45, 47) . Weil aber dabei immer Aberglaube und Unglaube zu bekämpfen war, so wird beim Tempel und Gesetz gezeigt, wie das Gesetz älter als der Tempel, die Verheißung aber noch älter als das Gesetz sei, und wie also an der Religion das für das Wesentlichste zu achten sei, worunter eine heilsame Anlage zum Glauben an das Evangelium liegt. Ebenso wird auch aus häufigen Erscheinungen GOttes an anderen Orten dargetan, wie die Heiligkeit der Örter in GOttes freiem Gnadenwillen stehe, und er an nichts gebunden sei. Wie denn auch der Bund GOttes mit ihren Vätern fortgewährt habe, ungeachtet sie GOtt um ihrer Herzens = Härtigkeit willen jenseits Babyloniens habe wegwerfen, und ihre Stadt und Tempel zerstören lassen. Der Unglaube aber bekommt unter diesem Vortrag auch einen empfindlichen Stich nach dem anderen. Da nämlich aus der ganzen Geschichte ihres Volks gezeigt wird, wie ungläubig und ungehorsam sie sich immer gegen GOtt und seine Werkzeuge bewiesen haben. Wie sie Moses zu seiner Zeit ebenso gefragt haben: Wer hat dich zum Richter gesetzt? als sie nun gegen den HErrn JEsu erklären: Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche; wie mißlich es sei, GOttes Sache, unter dem Vorwand, daß der menschliche Beruf dazu fehle, von sich zu stoßen; wie verdächtig es sei, wenn man alles so am Schnürlein haben, und den Kreuzeswegen so ausweichen wolle, ohne zu bedenken, wie die größten Werke GOttes unter den widrig erscheinenden Umständen erwachsen seien; wie bald es geschehen sei, daß man wie jener Israelit gegen Mose, etwas rede und tue, das doch dem allgemeinen Besten, welches GOtt vorhabe, zuwider laufe, in welcher Versuchung sich wirklich diese Ratsherren befanden. Wie ohne Grund man mit Mosis Ansehen wider Christum streite, da doch Moses selber auf einen anderen Propheten gewiesen habe, den man hören solle usw.. Wie GOtt die von Pharao mit den Kindern Israel getriebene Hinterlist durch die wunderbare Art, nach welcher der nachmalige Erlöser Israels durch seine eigene Tochter gerettet und auferzogen wurde, so ansehnlich auf seinen Kopf zurückgebracht habe. Wie GOtt aber selbst auch an Mose den - im Vertrauen auf seinen Beruf gemachten Anfang um des dabei unterlaufenen Fehlers willen, in die Zucht und Verbesserung genommen, und ihm in einer vierzigjährigen Fremdlingsschaft in Midian Zeit gelassen habe, gebeugter und mäßiger zu werden. Wie Moses bei dem Blick der guten Hoffnung und Meinung seine Brüder sollten es merken, so fertig gewesen wäre, aber in Aufschub geführt worden ist; und da es zum eigentlichen Ernst kam, so gern zurück geblieben wäre, aber GOttes Ruf folgen mußte. Durch den gesamten Vortrag von solcher Art begehrt uns der Geist Christi nichts zu verstecken; nur aber uns in das Suchen zu treiben. Man denke nach, mit welchem Sinn der damals junge Saulus diese Rede Stephani wird mit angehört haben, und vergleiche, was er, als nachmaliger Apostel Paulus für eine ähnliche Ausführung vorgetragen hat (Apg. 13) . Daß Stephanus gegen das Ende hin in einen so besonderen Eifer geraten ist, ist unfehlbar aus einer besonderen Anregung des Geistes, der die Welt straft, geschehen und ist doch nicht schärfer, als ihnen Moses schon hinterlassen hatte (5.Mose 31:26-27, 32:5-6, 28) , daß er also wohl mit den Worten unseres Heilandes sagen konnte: Moses verklagt euch, auf welchen ihr hofft (Joh. 5:45) . Text: Apostelgeschichte 7,54-59 Wie Stephanus gegen den ausbrechenden Grimm seiner Feinde von oben gestärkt worden, und unter den Steinen mit betendem Glauben und Versöhnlichkeit eingeschlafen. Unter so Vielen, die GOtt auch mit ihrem Tode zu preisen, und die Lehre Christi mit ihrem Blut zu versiegeln gewürdigt wurden, ist Stephanus der Einzige, dessen Geschichte und letzte Reden uns in der Heiligen Schrift aufbehalten worden sind. Denn auch hierin sollten wir nicht überhäuft werden, um desto gewisser den Anfänger und Vollender des Glaubens zum Hauptaugenmerk zu behalten, und vom Aufsehen auf Ihn nicht verrückt zu werden. Wie denn auch diese Leidens = und Sterbens = Geschichte Stephani gar genau in die Gemeinschaft seiner Leiden und in die Ähnlichkeit seines Todes hineinweist. Denn die - durch den Einblick in den offenen Himmel erhaltene Stärkung hat viel Ähnliches mit dem, was dem HErrn JEsu widerfahren, da Er gesprochen: Nun ist des Menschen Sohn verklärt, und GOtt ist verklärt in Ihm. Die übrigen Worte Stephani aber sind ganz eigentlich aus JEsu letzten Reden am Kreuz genommen, nur in der umgewandten Ordnung. Das was JEsu erstes Wort am Kreuz war, ließ Stephanus zuletzt hören. Und womit der HErr JEsus beschloß, damit fing Stephanus an. Wenn meine Stund kommt, so nimm, HErr JEsu, auch meinen Geist auf! Amen!
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